Genealogie
Bauer

© Willibald Bauer 2004

Urgroßvaters Grab in Neukirchen

Bei meinem ersten Besuch in der alten Heimat hatte ich mirvorgenommen, die Gräber von Vorfahren zu besuchen und dafür mußte ich sie suchen.
Ich wusste aus Erzählungen, mein Urgroßvater war 1937 in großvaters Haus in Zweifelsreuth gestorben und auf dem Neukirchner Friedhof in einem Doppelgrab beerdigt worden. Nachdem ich den Friedhof gefunden hatte, verschaffte ich mir einen ersten Eindruck. Im Eingangsbereich waren die neueren, tschechischen Gräber und in einer Mauer erkannte ich eine mir unbekannte Bestattungsform, die Urnenbeisetzung in Mauernieschen mit Glastür. Neben den Urnen waren Bilder und Erinnerungsstücke der Verstorbenen aufgestellt - wie ich fand, eine nette Form.

Ab der dritten Gräberreihe waren die alten deutschen Gräber. Fast alle waren überwachsen, viele Grabsteine standen schief, aber anders als in Königsberg gab es offensichtlich keine mutwillig zerstörten Gäber. Ich suchte die Grabreihen durch, konnte aber das Grab nicht finden - zu viele Steininschriften waren verblichen. Ich wollte aufgeben, die Sonne stand schon sehr tief und schien jetzt seitlich in die Grabreihen, da glaubte ich den Namen Bauer lesen zu können. Die Sonne stand so günstig, dass sich in den ausgewaschenen Schriftrillen Schatten bildeten. beim näheren Hinsehen war ich mir fast sicher, auch wenn nicht alles lesbar war. Ich holte mir einen Bleistift aus dem Auto und zog die erkennbaren Vertiefungen nach. Es war ein gutes Gefühl, als ich später alles lesen konnte - ich hatte das Grab meines Urgroßvaters gefunden. Der mich begleitende Onkel (aus der Ahnenreihe meiner Großmutter) erzählte mir von der Möglichkeit der Pacht alter Gräber. Die Chance nutzte ich am nächsten Tag. Beim Bürgermeister von Novycostel (Neukirchen) erwarb ich das Grab 10 Jahre rück- und 10 Jahre vorwärts für umgerechnet 19 DM. Etwa 4 qm Egerland auf Zeit in meinem Besitz.

Michael Bauer
Revierförster
1856 - 1937

Der überaus freundliche Bürgermeister konnte nicht verstehen, warum so wenig Deutsche diese Möglichkeit nutzten. Eine deutschstämmige Einwohnerin, die ich später mit der Grabpflege beauftragte, übersetzte mir auch die Anmerkung des Mannes, Ahnenkult und Gräberpflege habe viel mit Kultur zu tun. Ich hatte mich bei meinem Onkel in Rehau einquartiert und fuhr am nächsten Tag erneut nach Neukirchen, um das Grab zu pflegen - so hatten mich die Worte des Bürgermeisters berührt. Meine Übersetzerin versorgte mich mit Gartenwerkzeug, sowie Mutterboden und ein paar Blumen aus ihrem Garten. Nach Kaffe und Kuchen verabschiedete mich ihr tschechischer Nachbar mit den Worten: “Sind Sie Egerländer - bin ich Egerländer - sind wir alle Egerländer.”

Wenn er es so gemein hat, wie er es sagte und mehr dieser Meinung wären  - es gäbe zur Hoffnung Anlass.

zerstörtes Grab in Königsberg adE